Der Fehlschluss des ersten Schritts
In
der Artificial Intelligence erfreut sich eine Argumentationslogik verbreiteter
Beliebtheit, die man einfach so wiedergeben könnte: Mehr vom Gleichen ist
besser. Beflügelt vom sogenannten Mooreschen „Gesetz“, wonach sich die
Schaltkreiskomponenten auf einem Chip regelmässig alle 12 bis 24 Monate
verdoppeln, ging man davon aus , dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis die
ersten Computer das Intelligenzniveau des Homo sapiens erreichen würden. Nur
ist die Logik dürftig. Genauer gesagt steckt in der Argumentationslinie ein
Wurm, der sogenannte Fehlschluss des
ersten Schritts: Wenn erst einmal ein erster Schritt getan ist, dann führt
eine endliche Anzahl Schritte zum Ziel. Man muss einem „dummen“ System – einem
Computer – nur genügend viel Komponenten beifügen, bis er Intelligenz zeigt.
Anders gesagt: Intelligentes Verhalten ist dummes Verhalten, beliebig oft und richtig
zusammengebastelt. Mein Auto zeigt in diesem Sinn eine „Art von“ Intelligenz, wenn es bei nicht geschlossener Wagentür piepst; mein Smartphone zeigt eine „Art von“ Intelligenz,
wenn es mich daran erinnert, dass ich noch Brot und Milch einkaufen soll.
Nur: wann ist ein künstliches System „wirklich“ intelligent, und nicht bloss
eine „Art von“ Intelligenz? Ab wie viel Körnchen ist kein Sandhaufen ein
„wirklicher“ Sandhaufen? Ist ein einziges Körnchen eine „Art von“ Sandhaufen?
Zweifellos führt das Erklettern eines Baumes den Affen ein bisschen näher zum
Mond. Aber das heisst für den Affen-Astronauten nicht, dass er diese Schritte
einfach immer wiederholen muss, um schliesslich auf dem Mond zu landen.
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